Zur Mittagszeit kamen die Lehrer der Primaryschool in die Bücherei, um von mir etwas über Deutschland zu erfahren, dazu später aber mehr.
Manchmal scheint wirklich alles schiefzugehen. Zuerst sollte jedenfalls um 09:00 eine Schulklasse der Primaryschool in die Bücherei kommen, um meinen Film über Rheine anzuschauen. Sie kamen aber erst gegen 10:00 Uhr. Gleichzeitig ist aber auch der Strom ausgefallen. Den Film über den Beamer zu zeigen, konnte ich also vergessen. Was nun anfangen mit einer 30-köpfigen Kinderschar? Also wollte ich mit den Kindern eine Szene nachspielen, wie deutsche Kinder in den Klassenraum kommen und es manchmal dauert mit dem Unterricht zu beginnen. Ugandische Kinder sind eher diszipliniert. Der Versuch etwas Chaos zu erzeugen, hat nicht geklappt. Also musste ich in den Frontalunterricht wechseln und den Kindern erstmal selber erzählen, was einige Unterschiede zwischen Deutschland und Uganda sind.
- Disziplin ist in Deutschland anders, die SchülerInnen sind lauter und müssen mehr ermahnt werden.
- Eine Schuluniform gibt es nicht in Deutschland.
- Wir sprechen nur eine Sprache in ganz Deutschland.
Was soll ich den Kindern bloß erzählen, ohne ständig die guten Voraussetzungen in Deutschland zu betonen: Dass die Strassen gepflastert sind, dass die Straßen sauber sind, dass wir Kläranlagen haben, dass die Häuser fließend Wasser haben, dass wir jedes Jahr mindestens einmal in Urlaub fahren? - "Und was macht ihr so mit euren Eltern?" wäre dann ja die Frage an die Kinder.
Also bevor ich das alles erzähle, ist es doch einfacher auf die Fragen der Kinder einzugehen, dachte ich. Aber auf deren Seite war erstmal nur Schweigen. Jetzt kam mir mein religionspädagogisches Studium zu Gute und ich kramte das Lied: "Gottes Liebe ist so wunderbar" hervor. Das könnten wir sehr schön mit den Bewegungen gemeinsam singen und die einfachen deutschen Sätze sprechen, dachte ich und das hat auch wunderbar geklappt.
Diese Aktion hat anscheinend aufgelockert und die Kinder begannen nun doch Fragen zu stellen, und auch die anwesenden Lehrer. So sind die Schüler und Lehrer dann nach einer 3/4 Stunde etwa ganz zufrieden wieder in die Schule zurück gegangen, glaube ich.
Das Lehrergespräch hätte ursprünglich um 10:30 Uhr stattfinden sollen. Jetzt war es dafür aber zu spät, außerdem Frühstückzeit und danach Unterricht. Also findet das Gespräch mit den Lehrern um 13:00 Uhr statt, verabrede ich mich mit dem Schulleiter. Ich bin schon einige Minuten vor 13:00 Uhr in der Bücherei. Um 13:10 Uhr kommt der Schulleiter und sagt mir, dass jetzt Lunchtime sei. Um13:30 Uhr würden die LehrerInnen kommen. Ich hatte selber auch Hunger und wollte die kurze Pause nutzen, im Pfarrhaus etwas zu essen. Aber um 13:00 Uhr war der Tisch noch nicht aufgedeckt. Also musste ich noch etwas aushalten. Um 13:30 Uhr wartete ich also wieder pünktlich auf die LehrerInnen, bis etwas später der Schulleiter kam, alleine. Wir konnten dann um 13:45 Uhr mit einer kleinen Gruppe von vier LehrerInnen endlich anfangen und ich habe meinen Film vom Laptop abgespielt. Es gab ja immer noch keinen Strom. Nun wurde es nach und nach voller in dem großen Saal, immer mehr LehrerInnen kamen dazu, bis wir ca. 15 am Ende waren - und es wurde immer lauter, denn ein plötzlicher Sturzregen hämmerte auf das Wellblechdach, so dass ich mein eigenes Wort kaum verstand, gerade in dem Moment, wo der Film zuende war und ich mit den LehrerInnen ins Gespräch kommen wollte.
Ein Gespräch wurde unmöglich und gemeinsam warteten wir den Regen ab, um ins Pfarrhaus, bzw. in die Schule zu kommen. Zum Glück kam John und rettete mich mit seinem Auto.
Das Regenwasser lief in Strömen den ungepflasterten Weg hinunter und nahm viel Erde mit.
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